Neues Nest für den Weißstorch

(05.03.2021)

Weißenstadt. In einer konzentrierten Aktion zwischen dem Landschaftspflegeverband im Naturpark Fichtelgebirge als Projektträger, der Stadt Weissenstadt und der Bund Naturschutz OG Weißenstadt wurde am Montag bei strahlendem Sonnenschein der neue Storchenhorst in Weißenstadt auf den Schlot der ehemaligen Weberei aufgesetzt.

Bereits im Dezember hatten die Männer vom Bauhof des Naturparks Fichtelgebirge unter Leitung von Herbert Prell das „Nest“ mit seinem Unterbau aus Eichenholz angefertigt. Wie die Befestigung der neuen Nisthilfe in 27 m Höhe auf dem alten Rundschlot in mitten der Bebauung sein musste, ergab sich durch eine Sichtung mit Hilfe der Wunsiedler Feuerwehr mit ihrer Drehleiter. Dies war die Grundlage für einen Förderantrag über die untere Naturschutzbehörde an die Regierung von Oberfranken, gestellt von der Projektleiterin Gudrun Frohmader-Heubeck vom Landschaftspflegeverband im Naturpark Fichtelgebirge e.V. Finanziert werden mussten ein LKW mit einem passenden Hubsteiger für den Abbau und die Neumontage, die besonderen Arbeitseinsätze und die Nisthilfe aus lange haltbare Materialien (Eichen- und Kastanienholz mit Edelstahlverbindungen) zusammen mit dem Organisationskosten.

Wegen der langen Tradition der Störche in Weißenstadt und dem dringenden Handlungsbedarf - das schwere, verbackene Nest aus dem Jahr 1994 saß mittlerweile schief auf dem Unterbau, die Störche konnten das Nest nicht mehr höher aufbauen und es gab seit zwei Jahren keinen Nachwuchs - wurde der Zuschussantrag von der Regierung von Oberfranken rasch genehmigt. Gefördert wurde das neue Nest aus dem Landschaftspflege- und Naturparkprogramm des bayerischen Umweltministeriums, die Förderquote für die Artenhilfe liegt in Weißenstadt bei 80% der Gesamtkosten. Den Rest teilen sich der Landschaftspflegeverband, die Stadt Weißenstadt und der Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Wunsiedel.

Nun hätten alle Beteiligen eigentlich mit der Arbeit beginnen wollen. Allerdings war das kurz vor Weihnachten. Im Januar/Februar verhinderten dann Schnee und extreme Kälte die Arbeiten am Ziegelschlot. Erst mit dem schönen Wetter Ende Februar konnte der alte Horst entfernt werden. Mit dem Hubsteiger der Firma Müller Bedachungen Marktleuthen ließen sich Florian Mäder und Peter Zürner vom gKU Weißenstadt nach oben fahren. Mit Hilfe schwerer Eisenstangen hebelten sie den noch vereisten Horst aus der Halterung und wuchteten ihn vom Schlot. Als hätte es der Storch geahnt, stand er am nächsten Tag auf dem Schlot, zurück aus seinem Winterquartier. Die 9-jährige Lea Lembcke, die im Haus neben dem Kamin wohnt, war ganz verzweifelt: „Jetzt hat er kein Nest mehr und kommt sicher nie mehr zurück!“ Da konnte sie aber der Horstbetreuer Fred Leidenberger vom Bund Naturschutz trösten und ihr versichern, dass das Storchenmännchen tagsüber auf Futtersuche ist und abends auf den sicheren Kamin zurückfliegt. „Der Schlot ist oben verschlossen durch eine Betonplatte, da kann er also nicht hineinfallen“, so Leidenberger.

Am 1. März nun wurde die schwere Eichenplattform mit dem Edelstahlring und einem Weidengeflecht von den vier Männern des Naturparks auf den 27 Meter hohen Schlot aufgesetzt und sorgsam an der Balkenkonstruktion verschraubt . Punktgenau steuerte Raffael Cerano von der Firma Müller seinen Arbeitskorb vor, hinter oder über den Kamin, sodass alle nötigen Montagearbeiten präzise erledigt werden konnten.

Mit einer zünftigen Brotzeit überraschte Landschaftspflegerin Gudrun Frohmader-Heubeck vom Pflegeverband im Naturpark die engagierten Arbeiter und bedankte sich bei allen Aktiven für den gelungenen und präzisen Höheneinsatz für den Weißstorch, der seit vielen Jahren zum Stadtbild von Weissenstadt gehört.

Ganz viele Weißenstädter haben in den letzten Tagen das Geschehen an der Eger sehr interessiert und auch besorgt verfolgt. Wenn also in den nächsten Tagen der Storch noch alleine über den Dächern von Weißenstadt steht, so sind sicher alle gespannt, wann es ihm endlich gelingt sein Storchenweibchen heranzuklappern. Auch Oda Wieding, Storchenbeauftragte vom Landesbund für Vogelschutz in Hilpoltstein, die in die Aktion eingebunden war, bestätigte die Qualität der neuen Nisthilfe und betrachtet die kurzfristige Störung des Weissenstädter Storches angesichts des Zustandes des alten Nestes als zumutbar.

Naturpark - Storch Fred

Allianz für den Weißenstädter Storch: Gudrun Frohmader-Heubeck vom Landschaftspflegeverband mit ihrem engagierten Naturpark-Bauhofteam Herbert Prell, Stefan Berger, Valentin Hofweller und Paul Büttner, Jochen Berthold vom gKU / Stadt Weissenstadt (nicht im Bild) und Fred Leidenberger als langjähriger Storchenbetreuer und Vorsitzender der Ortsgruppe vom Bund Naturschutz.