Seit 2018 kümmert sich der Gebietsbetreuer Christian Fischer um den Schutz der Wiesenbrüter im Coburger Land. Doch in Bayern und in Oberfranken ist er nicht der Einzige, der sich um den Erhalt der Natur bemüht. Auch Frankenwald, Fichtelgebirge, Obermaintal und Fränkische Schweiz haben ihre Gebietsbetreuer, fünf an der Zahl. Jährlich treffen sie sich in einem der betreuten Naturräume, um vor allem ihre Erfahrungen im Naturschutz auszutauschen. Dieses Jahr fand das Treffen der oberfränkischen Gebietsbetreuer im Coburger Land statt. Mit dabei war auch Julian Schnetzer vom Bayerischen Naturschutzfonds, einer Naturschutz-Stiftung des Freistaats Bayern, der wesentlich zur Finanzierung und Förderung der Gebietsbetreuerstellen in Bayern beiträgt.
Oberfränkische Gebietsbetreuer treffen sich im Coburger Land
Bei strahlend schönem Herbstwetter gab Christian Fischer eine kurze Einführung in die Besonderheiten des Goldbergsees und des Naturschutzgebietes „Vogelfreistätte Glender Wiesen mit Goldbergsee“. So wurden in den Jahren seit dem Einstau des Hochwasserbeckens 212 Vogelarten beobachtet. Sie profitieren von der Vielfalt der Lebensräume im Naturschutzgebiet, den Feucht- und Schlammflächen, blütenreichen Wiesen, den Röhrichten und den vielen kleinen und größeren offenen Wasserflächen im Gebiet. Derzeit wird der Wasserstand des Goldbergsees um bis zu zwei Meter auf Niveau des Winterstaus abgesenkt. Die nun offenen Schlammflächen werden gerne von den vielen kleinen Krickenten nach Nahrung durchsiebt. Sie ist ein seltener Brutvogel in Bayern, der gelegentlich auch am Goldbergsee brütet. Auch eine große Zahl an verschiedenen Gänsearten tummelte sich geschwätzig und lautstark auf dem See: Kanada-, Nil-, Grau-, Rost- und Weißwangengänse. „Bis auf die Weißwangengänse handelt es sich bei den Arten nicht um Zugvögel. Alle bei uns ganzjährig vorkommenden Gänsearten waren in früheren Zeiten keine Brutvögel in Bayern. Sie sind Nachfahren von Gefangenschaftsflüchtlingen oder wurden ausgesetzt“, erklärt der Coburger Gebietsbetreuer Christian Fischer. Eine deutschlandweite Besonderheit im Coburger Land sind die Binnenland-Salzwiesen, die es in Mitteleuropa ansonsten fast nur an den Küsten gibt. Erdbeerklee, Salz-Hornklee und Salzbinse sind nur einige wenige der seltenen, salzliebenden Pflanzen in den Glender Wiesen. Bezeichnend für die salzhaltigen Böden ist auch die Namensgebung des Sulzbachs oder der Ortschaft Sulzdorf, die sich von Salz ableitet.
Eine Exkursion in das Meederer Rieth rundete das Treffen der oberfränkischen Gebietsbetreuer ab. Die feuchten, im Sommer blütenreichen Wiesen und Brachen sind ein Kleinod für seltene und gefährdete Vogelarten wie dem Blau-, Braun- und Schwarzkehlchen geworden. „Dieses kleine Vogelparadies wäre nicht möglich ohne die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten vor Ort. Acker wurden extensiviert, Brachen angelegt und flache Tümpel in die Wiesen gebaggert“ berichtet Christian Fischer. Rinder schaffen durch Verbiss und Tritt zusätzlich vielfältige Strukturen in den Wiesen und an den Tümpeln. Zudem ist der Dung der Rinder Lebensraum für viele Insektenarten, die wiederum Nahrung sind für viele Vogelarten. Für eine reiche biologische Vielfalt braucht es auch eine Vielfalt an Lebensräumen und Strukturen.
Mit diesen neuen Eindrücken ging für die Gebietsbetreuer ein erlebnisreicher Tag im Coburger Land zu Ende. „Der Austausch war wichtig um auch Erfahrungen aus anderen Gebieten zu gewinnen. Für mich war der hiesige Umgang und die Erfahrungen mit den vielen, verschiedenen Gänsen sehr wichtig und lehrreich.“, so die Gebietsbetreuerin aus dem Fichtelgebirge, Stefanie Jessolat.
Über 60 Gebietsbetreuer in 56 besonders bedeutsamen Naturräumen kümmern sich um den Erhalt der Natur in Bayern. Als Vermittler zwischen Mensch und Natur setzen sie sich in Zusammenarbeit mit Grundeigentümern, Bewirtschaftern, Behörden und Verbänden für den Naturschutz ein.