Es gibt viel zu tun: Treibhausgasbilanz des Landkreises zeigt Handlungsfelder für die Zukunft auf

19.12.2022

„Nachhaltig, smart und resilient“ – diese Leitlinien hat sich der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge für seine Kreisentwicklung der kommenden Jahre gegeben. Im Bereich Nachhaltigkeit hat sich bereits viel getan und es gibt eine Reihe von Erfolgen, die man vorweisen kann. Doch darauf ausruhen will und darf man sich natürlich nicht. Ziel ist, die Energieeffizienz weiter zu steigern und die Klimaschutzpolitik auf lokaler Ebene weiter zu stärken.

Dazu gehört auch, die Erfolge des eigenen Handelns messbar zu machen. Dazu haben sich die Verantwortlichen zu einer Teilnahme am European Energy Award (EAA) entschieden. Einer Zertifizierung für Kommunen und Landkreise, die sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben haben. In Nordbayern sind die Landkreise Wunsiedel im Fichtelgebirge und Kulmbach derzeit die einzigen Teilnehmer in diesem Verfahren; bundesweit nehmen 59 Landkreise an der Zertifizierung teil.

In der Sitzung des Kreisausschusses hat Klimaschutzmanagerin Nadine Zettlmeißl nun eine Zwischenbilanz vorgestellt und die fällt erfreulich aus. Der Zeitplan des Verfahrens sieht für eine erfolgreiche Zertifizierung mit dem EAA die Grenze von 50 Prozent des Gesamtziels für die Jahre 2023/2024 vor; das Fichtelgebirge liegt jetzt schon bei 46,7 Prozent. Ein sehr gutes Ergebnis, auf dem man aufbauen will. Das Ziel ist nun, intensiv weiterzuarbeiten, um sich möglicherweise mit dem Erreichen von 75 Prozent des Gesamtziels am Ende des Prozesses sogar eine Zertifizierung mit den Standard Gold zu erhalten.

Auch auf dem Gebiet der Dekarbonisierung will der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge weiter vorankommen. Aus diesem Grund hat man sich durch die Energieagentur Nordbayern eine Treibhausgasbilanz erstellen lassen, die in der Sitzung ebenfalls vorgestellt wurde. Hier zeigt sich ein etwas anderes Bild. Denn auch wenn der Landkreis im Bereich des Klimaschutzes im Vergleich zu vielen anderen sicher gut unterwegs ist, ist man von einer Klimaneutralität, die seitens des Bundes für 2045 gefordert wird, noch ein gutes Stück entfernt.

Denn noch immer werden vor allem in der Wirtschaft (94 Prozent) und im Verkehr (93 Prozent) fast ausschließlich fossile Energieträger verwendet. Im Bereich der Haushalte liegt die Quote bei 77 Prozent. Zwar zeigt sich, dass trotzdem in den vergangenen fünf Jahren die CO2-Emissionen leicht gesunken sind, aber hier bedarf es weiterhin großer Anstrengungen.

Eine gute Nachricht gab es aber auch: im bundesweiten Vergleich steht der Landkreis sehr gut da. Liegt der Anteil der erneuerbaren Wärme bei acht Prozent, im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge lag dieser im untersuchten Jahr 2020 bereits bei 14 Prozent. Und auch beim Thema Strom aus erneuerbaren Energien schneidet man besser ab als der Bundesschnitt. Im Landkreis liegt hier die Quote bei 69 Prozent, der Bundesschnitt weist lediglich 45 Prozent aus.

Was muss jetzt getan werden, damit der Landkreis bis 2045 klimaneutral ist? Auch darauf hatte die Studie eine Antwort:  Im Bereich der Haushalte müsste jede Einwohnerin und jeder Einwohner bis 2040 20 Prozent weniger Haushaltsstrom verbrauchen, zwei Prozent aller Gebäude müssten pro Jahr energetisch saniert werden und der Anteil fossiler Wärme müsste auf null Prozent sinken. Im Bereich der Wirtschaft müsste ebenfalls der Anteil fossiler Wärme auf null Prozent sinken und beim Energieverbrauch müssten ein Rückgang von 31 Prozent sowie eine Effizienzsteigerung von zwei Prozent jährlich erreicht werden. Und im Bereich Verkehr müsste sich der Anteil des motorisierten Individualverkehrs fast halbieren und dieser dürfte dann keinerlei fossile Brennstoffe mehr nutzen.

„Das sind sehr sportliche Ziele, die wohl nur schwer zu erreichen sein werden“, sagt dazu Klimaschutzmanagerin Nadine Zettlmeißl. „Aber wir werden versuchen, es auf allen Ebenen anzupacken. Allerdings sind wir dabei natürlich auch auf Unterstützung aus allen Bereichen angewiesen.“