Als Seniorenbeauftragter des Landkreises Wunsiedel und VdK-Kreisvorsitzender werde ich wiederholt gefragt, wie ich zu der Umstrukturierung des Klinikums Fichtelgebirge stehe. Ich habe die Petition für die Erhaltung der Notaufnahme im Haus Selb nicht unterschrieben und möchte dies nachfolgend erläutern:
Es ist aller Ehren wert, wenn die Selber Bürger um „ihr Krankenhaus“ kämpfen. Doch bei näherer Betrachtung und der bevorstehenden Krankenhausreform durch Gesundheitsminister Karl Lauterbach hätte das Haus Selb keine Überlebenschance mehr. Es musste gehandelt werden, ich möchte mich medizinisch ausdrücken, die Operation am offenen Herzen war dringend erforderlich, um das Klinikum als Ganzes zukunftsfähig aufzustellen.
Die Krankenhäuser in ganz Deutschland arbeiten defizitär. Auch beim Klinikum Fichtelgebirge beziffert Landrat Peter Berek das jährliche Minus auf 14,7 Millionen Euro, hervorgerufen durch vorgegebene Zwänge und Richtlinien. Das Fallpauschalensystem hat zu einem hohen Kostendruck und einer stark an wirtschaftlichen und nicht an medizinischen Kriterien orientierten Versorgung der Patientinnen und Patienten geführt. Die Fallpauschalen gehören abgeschafft. Die geplante Reform sieht für die Grundversorgung im ländlichen Raum Vorhaltepauschalen vor, jedoch auch, dass ein zweites Haus nur noch innerhalb einer gewissen Entfernung betrieben werden kann. Das trifft beim Klinikum Fichtelgebirge mit dem Haus in Selb zu. Wollte man die Notaufnahme in Selb aufrechterhalten, hieße dies, man lässt alles beim Alten, denn es sind Abteilungen wie Chirurgie, Innere Medizin, Kardiologie und Anästhesie und Intensivmedizin vorzuhalten und geht sehenden Auges einer ungewissen Zukunft für das ganze Klinikum entgegen. Entscheidend ist, dass ein Krankenhaus für Notfallbehandlung und einfache Eingriffe für alle Bürger gut erreichbar ist. Dies ist bei uns im Landkreis gegeben.
Die Schaffung eines Ambulanz-Campus ist eine große Chance für Selb. Es werden sich vermehrt Fachärzte niederlassen und die bisherigen längeren Wege zu den Fachärzten werden überflüssig. Es kann ein Gesundheitszentrum mit Ärztehaus, Therapieeinrichtungen sowie ein Zentrum für Kurzzeitpflege entstehen. Der Bedarf an Kurzeitpflegeplätzen ist im Landkreis deutlich höher als das verfügbare Angebot und wird sogar weiter zunehmen. Ich werde nicht müde, Kurzzeitpflege-, Tages- und Nachtpflegeplätze einzufordern, solange die Suche nach einem Platz für die Betroffenen zu einem Telefonmarathon führt.