Die Bundesgesellschaft für Endlagerung veröffentlicht neuen Arbeitsstand zur Endlagersuche

weite Gebiete in Oberfranken werden als ungeeignet gekennzeichnet

Deutschland sucht ein tiefengeologisches Endlager für die hochradioaktiven Abfälle, die in mehr als 60 Jahren der Nutzung von Atomkraft entstanden sind. Dafür wird in einem kontinuierlichen Prozess nach wissenschaftlichen Kriterien die gesamte Fläche Deutschlands betrachtet und ungeeignete Gebiete werden nach und nach ausgeschlossen. Heute (04.11.2020) hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) einen aktuellen Zwischenstand vorgelegt, der weitere Gebiete in Oberfranken als ungeeignet klassifiziert.

Die Endlagersuche besteht aus einem mehrstufigem Prozess, dessen erste Phase 2027 abgeschlossen sein soll. Als Ergebnis dieser ersten Phase werden deutschlandweit nur etwa vier bis zehn Gebiete übrigbleiben, in denen vor Ort weitere Untersuchungen stattfinden werden. Das Endlager soll den radioaktiven Abfall für eine Millionen Jahre sicher einschließen, so die Anforderung. Die „Regionale Koordinierungsstelle für Oberfranken für das Verfahren der Endlagersuche“ mit Sitz am Landratsamt Wunsiedel i. Fichtelgebirge begleitet den Prozess intensiv und steht mit allen Akteuren in einem engen fachlichen Austausch. Darüber hinaus setzt sie sich für ein faires Verfahren im Sinne des Gesetzes ein, das die Suche als partizipativ, wissenschaftsbasiert, transparent und lernend festlegt.

Grundsätzlich wird in Deutschland in drei Wirtsgesteinen gesucht: in Salzstein, in Tongestein und in kristallinem Gestein. Der letzte Zwischenstand wurde 2020 mit dem „Zwischenbericht Teilgebiete“ veröffentlicht. In diesem wurden noch 54 Prozent der Fläche Deutschlands als möglicherweise für ein Endlager geeignet benannt. Nun veröffentlichte die BGE einen neuen Arbeitsstand, der diese Gebiete weiter eingrenzt. Die BGE geht bei ihrer Eingrenzung nach einem Bewertungsverfahren vor, in dem sie Gebieten die Klassen D bis A zuweist. Gebiete der Kategorie D werden dabei als grundsätzlich nicht geeignet angesehen, weil hier die Mindestanforderungen nicht erfüllt sind, wie etwa das Vorkommen geeigneter Gesteinsformationen, oder Ausschlusskriterien greifen, wie beispielsweise die Nähe zu junger vulkanischer Aktivität.

Der größte Teil der von der BGE nun deutschlandweit seit 2020 weiter bearbeiteten Gebiete, gehören in die Kategorie D und werden damit zum derzeitigen Stand aus der weiteren Suche nach einem Endlager ausgeschlossen. So auch große Teile Oberfrankens. Als Begründung gibt die BGE an, dass im gesamten westlichen Oberfranken kein kristallines Wirtsgestein in einer Suchtiefe zwischen 300 bis 1.500 Metern Tiefe zu erwarten sei. Weite Gebiete des östlichen Oberfrankens und – damit den größten Teil des Landkreises Wunsiedel i. Fichtelgebirge betreffend – wurden dagegen aufgrund ihrer Nähe zu junger vulkanischer Aktivität und immer wieder auftretender Schwarmbeben ausgeschlossen.

Der von der BGE veröffentlichte Arbeitsstand ist für den Leiter der Regionalen Koordinierungsstelle für Oberfranken und Geologen Dr. Andreas Peterek nicht überraschend. „Der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge ist Teilregion des Egergrabens und daher ist der junge Vulkanismus immer eine Gefahr für ein Endlager.“ Für die wenigen in Oberfranken bisher verbliebenen Bereiche erwarte er im kommenden Jahr eine weitere Bearbeitung durch die BGE. „Verblieben sind bisher im Verfahren das hohe Fichtelgebirge und die Münchberger Masse“, so der Experte. Auch gegen diese Gebiete als Endlager würden allerdings zahlreiche Störungszonen sprechen.   

Der von der BGE veröffentlichte Arbeitsstand kann im „3. Forum Endlagersuche“ öffentlich diskutiert werden. Dieses findet am 22. und 23. November in Würzburg statt und steht allen Interessierten offen. Eine Teilnahme ist dabei auch online möglich. „Wir beteiligen uns intensiv am Forum Endlagersuche und beziehen auch fachlich Stellung für die Region“, sagt Eva Bayreuther von der Regionalen Koordinierungsstelle. Partizipation und Transparenz seien essentiell für die Akzeptanz des Verfahrens. „Wir begrüßen sehr, dass die BGE Arbeitsstände veröffentlicht und der Öffentlichkeit sozusagen den Blick auf ihren Schreibtisch ermöglicht. Für uns ist entscheidend, dass bei diesem wichtigen Thema gute wissenschaftliche Praxis angewandt wird und eine öffentliche Diskussion möglich ist", betont die Vertreterin Oberfrankens für das Verfahren der Endlagersuche.

(Quelle - https://www.bge.de/de/endlagersuche/standortregionen/endlagersuche-navigator/)

Die in orange gekennzeichneten Flächen Oberfrankens wurden durch die BGE zum jetzigen Stand für die Suche nach einem Atomaren Endlager ausgeschlossen. Die weißen Flächen galten bereits als ungeeignet. An einer Klassifizierung der grau gekennzeichneten Zonen wird noch gearbeitet.