Asbest, Arbeitskräftemangel und eine Firmen-Insolvenz

Wiedereröffnung der Realschulturnhalle in Selb verzögert sich weiter

Die Eröffnung der Dreifachturnhalle an der Realschule in Selb bleibt ein Gedulds- und Nervenspiel. Die geplante Wiederinbetriebnahme zum Start des neuen Schuljahres ist nicht zu halten – das ist nach verschiedenen Gesprächsterminen mit dem zuständigen Planungsbüro klar. „Wir sind maximal verärgert“, sagte Landrat Peter Berek in einem Termin mit einem Vertreter des Planungsbüros im Bauausschuss. „Wir stehen gegenüber unseren Schulen und Vereinen in der Pflicht. Jede weitere Verzögerung stellt uns vor große Schwierigkeiten und erzeugt weitere finanzielle Schäden. Als öffentlicher Auftraggeber arbeiten wir mit Steuergeldern, wir werden deshalb juristisch prüfen, ob und wie wir einen entsprechenden Schadensersatz geltend machen können.“

(Bildquelle – Landratsamt Wunsiedel i. Fichtelgebirge Andreas Reinel): Putz im sogenannten Stiefelgang

Seit dem vergangenen Jahr ist auf der Baustelle der Turnhalle schiefgelaufen, was nur schieflaufen konnte. Das unterstreicht auch das Team aus dem Bauamt. Die bei Baustart nicht bekannte Asbestverseuchung und Unstimmigkeiten beim Gerüstbau haben Monate gekostet. Ein weiterer Problemfall ist der Innenputz, der, als er endlich – aufgrund von Arbeitskräftemangel auch verspätet – aufgetragen worden war, nun bereits wieder von den Wänden fällt. Auch der Estrich wurde nicht fachgerecht verlegt. Hier steht im Raum, dass man höchstwahrscheinlich eine neue Firma beauftragen muss, was aufgrund des Zwangs zur Ausschreibung bei kommunalen Bauten die Sache weiter in die Länge ziehen würde. Und nicht zuletzt ist man beim Bau einer neuen Entwässerung auf Fels gestoßen, was die Arbeiten fast ein viertel Jahr verzögert hat. „Das Problem ist, dass die Verspätung bei einem Gewerk dazu führt, dass die nachfolgenden Firmen ihre Arbeit nicht aufnehmen können. Mit diesen Dienstleistern neue Termine zu finden, ist aufgrund des Fachkräftemangels und deren Auftragsdichte sehr schwierig. Manche Fachfirmen im Sporthallenbau sind europaweit tätig und entsprechend problematisch ist es dann, einen neuen freien Zeit-Slot zu finden. So zieht jedes Problem neue Probleme nach sich. Es ist ein Teufelskreis“, erklärt der Landrat. „Allerdings sind auch Nachlässigkeiten bei der Bauleitung des Planungsbüros inzwischen offenkundig, sodass wir derzeit rechtliche Schritte erwägen.“

(Bildquelle – Landratsamt Wunsiedel i. Fichtelgebirge Andreas Reinel): aktuelle Innenansicht

In der Aussprache im Bauausschuss wurden seitens des Planers nun neue Prognosen für eine Wiederinbetriebnahme gestellt. Die Rede war von einer möglichen Nutzung der Sporthalle im Januar, der Sanitärtrakt soll im April fertig sein. „Wir hoffen natürlich, verlassen uns aber auf gar nichts mehr“, sagt Peter Berek resigniert. „Als Auftraggeber machen wir natürlich maximalen Druck. Das darf ich allen Betroffenen versichern.“ Und er ergänzt: „Auch die aktuelle Kostenschätzung für das Projekt von inzwischen 10,5 Millionen Euro wird damit wohl nicht mehr zu halten sein. Wir rechnen derzeit mit einer weiteren Million Mehrkosten, was für den Landkreishaushalt ausgesprochen schmerzhaft ist.“ Landrat Berek abschließend: „Gegenüber unseren Schulen, den Vereinen und den sonstigen Nutzern will ich mich als Verantwortlicher des Landkreises für die Situation entschuldigen – freilich verbunden mit dem Versprechen, alles mir und uns Mögliche zu einem schnellen Fortschritt beizutragen. Und ich bin mir sicher, dass sich unser aller Geduld lohnen wird und die Schwierigkeiten, sobald die topmodern sanierte Halle endlich genutzt werden kann, schnell vergessen sein werden.“

(Bildquelle – Landratsamt Wunsiedel i. Fichtelgebirge Andreas Reinel): aktuelle Außenansicht