Ulrich Mück, Demeter-Berater und freiberuflicher Referent, hat in der Vortragsveranstaltung der Öko-Modellregion Fichtelgebirge und Stiftland am 29.02.2024 im Landratsamt Wunsiedel den Teilnehmern einen umfangreichen faktenbezogenen Einblick zur ökologischen Bedeutung von Weiderindern auf die regionale Kulturlandschaft, den Klimaschutz sowie auf unsere Ernährung geben können.
Der Abend im gut besuchten großen Sitzungssaal wurde eingeleitet durch die Projektmanager der Öko-Modellregionen Daniel Buslapp und Jonas Bierlein, die zusammen mit der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) eingeladen hatte. Sie stellten die Öko-Modellregionen mit ihren weitschichtigen Arbeitsfeldern vor. In den danach folgenden wissenschaftlichen Kurzvorträgen der Unteren Naturschutzbehörde, vertreten durch Lisa Reiprich sowie dem „InseGdA“ Projektteam um Dr. Andreas Zipperle sowie Dr. Oliver Kress zum Thema Bachlaufrenaturierung an Weideflächen, konnte man schon feststellen welch großen Einfluss diese Bewirtschaftungsart mit Rindern auf die Umwelt, den Insektenschutz und die Biodiversität hat. „Beweidung schafft einen vielfältigen Lebensraum und großes Potential für die Artenvielfalt“ so Lisa Reiprich von der Unteren Naturschutzbehörde.
In seinem folgenden Vortrag bestätigte der gelernte Agraringenieur Ulrich Mück dies und wies dabei auf die besondere Rolle des Kuhfladens hin: „Kuhfladen sind Nahrung für die Vielfalt“ indem er ein Vermehrungsort von Insekten ist, die wiederum Nahrung für Vögel, Fledermäuse und Zauneidechsen bieten. Zudem wies er auf einen spannenden Gesundheitsaspekt von Weidetieren hin. „Wissenschaftlich erwiesen ist, dass Wiederkäuer Borreliose-Erreger auf Weideflächen drastisch reduzieren. Zecken sind nach dem Biss an Wiederkäuern borrelienfrei“, so Ulrich Mück. Ziel des Vortragsabends war es jedoch die gesellschaftliche Kritik an der als klimaschädlich eingestuften Haltung von Rindern und Wiederkäuern, die zudem meist mit dem Appell verbunden ist, weniger (Rind)Fleisch zu essen – mit wissenschaftlichen Feststellungen zu prüfen, mit entsprechenden Fakten abzuklären und eine Lanze für extensive Weidehaltung des Rindes aus ökologischer Sicht zu brechen. Mück stellte eingehend die große historische Bedeutung der Rinderhaltung in der menschlichen Kulturgeschichte und ihre Rolle als Nahrungslieferant der Menschen dar. Er begründete dies damit, dass „Rinder und Grünland das Dreamteam der Evolution seien“. Rinder sind als Verdauungswunder zu bezeichnen. Sie können für den Menschen unverdauliches Gras der Wiesen, Weiden, sogar Stroh verdauen und sich ohne auf dem Acker erzeugtes Futter am Leben halten und fortpflanzen. Dabei verwandeln Rinder hocheffizient „nichtessbares Grünland“ in Fleisch und Milch um.